ZVR-Nr. 124630509
Mitteilungen des Vereinsvorstandes
Am 21.April fuhr eine Gruppe von Vereinsmitgliedern und Freunden des Rätermuseums in Birgitz im Rahmen der diesjährigen Vereinsfahrt mit einem Reisebus nach Hallein. Der Schwerpunkt der Besichtigung stellte Leben, Arbeit und Alltag der hier in der vorrömischen Eisenzeit siedelnden keltischen Bevölkerung dar, geprägt von den sich hier schon in frühgeschichtlicher Zeit befindlichen Salzbergwerken auf dem Dürrnberg. Zunächst führte uns der Weg nach unserer Ankunft in die Salzwelten, ein bedeutender touristischer Anziehungspunkt. Anschaulich bekamen wir die für uns wohl unvorstellbaren Arbeitsbedingungen im Salzbergwerk vorgeführt. Ein Rundgang durch das unmittelbar anschließende rekonstruierte Keltendorf zeigte die Lebensweise der keltischen Bevölkerung. Auch ein Kräutergarten gab Einblicke in die damalige Pflanzenwelt in Feld und Garten. Nach einem Mittagessen in der Historischen Altstadt von Hallein besuchte unsere Gruppe das Keltenmuseum in Hallein, sicher der Höhepunkt unserer Fahrt! Unter sachkundigster Führung wurden wir an die verschiedensten Lebensbereiche während der vorrömischen Eisenzeit herangeführt. Wir staunten über kunstvoll gearbeitete Kannen, filigrane Fibeln und aufwändig gestaltete Alltagsgegenstände. Kostbarkeiten aus Bernstein, Gold, Koralle und Glas. Alle diese Exponate berichten von weit reichenden Handelsbeziehungen und zeugen vom Wohlstand der Menschen. Auch nachbarschaftliche Kontakte zu der rätischen Bevölkerung im Gebiet des heutigen Tirols sind belegt und fanden unser besonderes Interesse.
Am 16. Juni konnte im Rahmen einer großen Feier das fertig restaurierte „Haus VI“ unter Anwesenheit zahlreicher Ehrengäste eröffnet werden. Im Zuge der Konservierung waren die Zwischenräume der Trockenmauern des in mehreren Grabungskampagnen freigelegten Gebäudes originalgetreu mit lokal anstehendem Lehm verfüllt und dadurch stabilisiert worden. Auch die massiven Abdeckplatten des Ganges wurden wieder annähernd in ihrer ursprünglichen Lage positioniert. Auf Basis der Grabungsbefunde konnten im Innenraum an allen vier Seiten in unterschiedlicher Höhe die ursprünglich vorhandenen Holzeinbauten rekonstruiert und ein Lehmestrich verlegt werden. Einen besonderen Anziehungspunkt stellt die rekonstruierte, mit einem Eisenschlüssel verschließbare Holztür dar. Zur weiteren Sicherung der freigelegten Überreste wurde das gesamte Gebäude von einem Schutzbau überdacht. Dieser hebt sich durch die moderne Gestaltung deutlich von den rekonstruierten Befunden ab, passt sich aber durch die Dachschräge der durchsichtigen Überdachung optimal dem abfallenden Gelände des Hügels an. Auch die zahlreichen Kleinfunde wurden erstmalig – nur für die Dauer der Eröffnungsfeierlichkeiten – in einer Vitrine ausgestellt und präsentiert. Nach der Begrüßung durch Markus Haid, den Bürgermeister der Gemeinde Birgitz, richteten Dr. Benedikt Erhard von der Kulturabteilung sowie Vizerektor Univ.-Prof. Dr. Bernhard Fügenschuh die Grußworte des Landes bzw. der Universität Innsbruck an die annähernd 200 Besucherinnen und Besucher. Nach einem kurzen Abriss der Geschichte des Vereines Archäotop Hohe Birga durch dessen Obmann Dipl.-Ing. Helmut Heinricher begab man sich auf die „Hohe Birga“ selbst, wo der langjährige Grabungs- und Projektleiter der archäologischen Ausgrabungen, assoz.-Prof. Mag. Dr. Florian Müller, die freigelegten Überreste sowie das Konzept der Restaurierungs- und Rekonstruktionsmaßnahmen an „Haus VI“ vorstellte. Im Anschluss übernahm Inge Partl, die Gattin des ebenfalls anwesenden Altlandeshauptmanns Dr. Alois Partl, die feierliche Eröffnung des Gebäudes. Die von der Schützenkompanie und der Musikkapelle Birgitz feierlich umrahmten Festlichkeiten endeten in einem Konzert und Eröffnungswaldfest für alle Besucherinnen und Besucher. Allen Vereinen, die sich hier tatkräftig eingebracht haben, sei an dieser Stelle für ihre Einsatzbereitschaft und Unterstützung herzlich gedankt!
Mit großem Bedauern musste der Verein zur Kenntnis nehmen, dass assoz.-Prof. Mag. Dr. Florian Müller im Sommer seine Funktion im Vorstand als Obmann-Stellvertreter zurückgelegt hat. Dies erfolgte aus rein formalen Gründen, da von Seiten der Universität Innsbruck eine Unvereinbarkeit im gleichzeitigen Engagement als Mitglied im Vorstand einerseits und als Leiter der archäologischen Ausgrabungen andererseits gesehen wurde. Florian Müller wird aber weiterhin wie auch bisher ehrenamtlich im Verein mitarbeiten und diesem mit fachlicher Expertise zur Verfügung stehen. Der Vorstand bedankt sich auch im Namen seiner Mitglieder sehr herzlich bei assoz. Univ. Prof. Dr. Müller für seinen großen Einsatz für unseren Verein und hofft weiterhin auf eine gute Zusammenarbeit!
Bericht über den aktuellen frühgeschichtlichen Forschungsstand
Nach fünf Jahren Unterbrechung wurden im Juli 2018 die archäologischen Ausgrabungen auf der „Hohen Birga“ erneut fortgeführt.
In den letzten Jahren konnte ein umfangreicher Teil der bis dato verloren geglaubten alten Grabungsdokumentation wiederentdeckt werden.Neben den originalen Grabungstagebüchern von Oswald Menghin aus dem Sommer 1938 mit zahlreichen Notizen und Skizzen sowie unbearbeiteten Grabungsplänen dieser Kampagne umfasste der Bestand auch mehrere hundert Fotos, Negative und Fotoplatten auch der Grabungen seines Sohnes Osmund. Weitere Bestände, vor allem Briefe und Akten, fanden sich in diversen Archiven in Innsbruck, Wien und Mauerbach. Im Sommer 2018 wurde daher, basierend auf der Auswertung der Altgrabungen, der Versuch unternommen, die dort gemachten Angaben durch erneute Grabungen zu überprüfen und die alten Unterlagen somit auch für moderne Forschungen wieder nutzbar zu machen. Gezielt wurden dabei zwei Bereiche im Osten des Hügels sowohl auf der untersten als auch der obersten Terrasse untersucht, die zugleich den Beginn wie auch das Ende der Grabungen von Osmund Menghin auf der „Hohen Birga“ markieren. In den vier Wochen konnten bei den Grabungen an denen auch über ein Dutzend Archäologiestudierende im Rahmen ihrer Ausbildung teilnahmen zwei weitere Gebäude entdeckt und teilweise freigelegt werden. „Haus XII“, welches tief in den Hang eingetieft war, besaß an seiner Ostseite einen aus behauenen Steinen in Trockenbauweise errichteten massiven, mehrere Meter langen Korridor
über welchen man in den eigentlichen Innenraum gelangte, dessen Wände ursprünglich aus Holz bestanden. Vom zweiten „Haus III“, bei dem es sich wohl um ein Wirtschaftsgebäude handelt, konnte bislang nur eine Ecke freigelegt werden. Neben dem gestampften originalen Lehmfußboden des Innraumes, fanden sich dort eine aus mehreren Steinplatten gebildete Herdstelle sowie die Überreste eines aus Lehm errichteten Backofens.Unter den zahlreichen Kleinfunden, wie verzierter Keramik, Bronze- und Glasschmuck, fanden sich auch zwei keltische Silbermünzen, die in ihrem Aussehen griechische Münzen aus Massalia, dem heutigen Marseille in Südfrankreich, imitierten und so die bereits in dieser Zeit bestehenden ausgedehnten Handelskontakte illustrieren. Sollten es die finanziellen Mittel gestatten, wäre geplant die archäologischen Ausgrabungen an den beiden Häusern III und XII im kommenden Jahr fortzuführen und abzuschließen.
Unsere neue Website www.hohe-birga.at
Elmar Zeiner hat im Frühling unsere Website fertig gestellt, alles Wissenswerte, aktuelle News und Aktivitäten über unseren Verein, Hohe Birga und Rätermuseum können Sie nun auch im weltweiten Netz erfahren. Besuchen Sie unsere Website und senden Sie uns Ihre Kommentare und Anregungen!
Vereinsaktivitäten auf der Hohen Birga
Am 14.April nahmen unter der Leitung von Elmar Zeiner Vereinsmitglieder an der Gemeindeaktion „Sauberes Birgitz“ teil und widmeten sich insbesondere dem Aufräumen auf der Hügelkuppe Hohe Birga. Am 5. Mai erfolgte nochmals eine gründliche Reinigungsaktion mit einem anschließenden gemütlichen Zusammensein bei Familie Zeiner. In den ersten Junitagen half uns die Feuerwehr Birgitz, die Hohe Birga und hier vor allem die Hausdächer gründlich vom Winterschmutz zu reinigen. Für alle diese Bemühungen um den Erhalt des archäologischen Lehrpfades und der Ausgrabungen bedanken wir uns bei allen Mitwirkenden recht herzlich!
Das Sommerhalbjahr im Rätermuseum in Birgitz
Die von Peter Hatzl erstellte Besucherstatistik für das Jahr 2017 erbrachte eine Steigerung bei den Besucherzahlen und Führungen auf der Hohen Birga und einen leichten Rückgang der Besucherzahlen im Rätermuseum. Insgesamt konnte das Museumsteam mehr als 1000 Personen im Rätermuseum und auf der Hohen Birga begrüßen. Höhepunkte in diesem Jahr waren die Einweihungsfier (siehe oben) und der Tag des Denkmals unter dem Leitgedanken „Schätze teilen“. Die Lange Nacht der Museen, eine Veranstaltung des ORF, brachte weniger Besucher. Grundsätzlich wird sich das Museumsteam in Zukunft die Frage stellen müssen, ob eine Teilnahme an diesem Event für unser Museum sinnvoll ist, da wir abseits von anderen Museen gelegen sind und somit dem Interesse vieler Besucher, möglichst viele Museen an einem Abend aufzusuchen, nicht entgegenkommen können. Wie im Vorjahr führten wir die verschiedensten Gruppen durch unser Rätermuseum und auf die Hohe Birga, auch versuchten wir, die Zusammenarbeit mit dem regionalen Tourismusverband zu intensivieren.
Mag. Martina Hausmann entwarf ein eigenes kreatives „Mach-mit“ Programm für Jüngere Schulkinder und konzipierte das Schulprojekt "Landschaft im Wandel" für die Abschlussklasse der Birgitzer Volksschule, in dem die Schulkindern einem theoretischen Teil an den Begriff der (Kultur)Landschaft und deren Veränderungen herangeführt wurden und diese dann in ihrem
Heimatort auf der Hohen Birga über einen Zeitraum von mehr als 2000 Jahren erfahren konnten.
Eine Gruppe des Museumsteams hat sich im Berichtsjahr intensiv mit der Installierung eines Audioguides auf der Hohen Birga über Smartphone auseinandergesetzt. Dafür wurde sowohl auf Landes- wie auch Bundesebene um Fördergelder angesucht. Auch die Gemeinde Birgitz hat eine namhafte Subvention zugesagt – herzlichen Dank für diese Unterstützung! Voraussichtlich werden wir Ihnen den neuen Audioguide im Sommer 2019 präsentieren können.
Der Vorstand des Vereins Archäotop dankt denjenigen, die sich im abgelaufenen Jahr in der Museumsarbeit und auf der Hohen Birga ehrenamtlich mit viel Engagement und Sachwissen unermüdlich eingebracht haben, sehr herzlich, wären doch die vielfältigen Aufgaben, die sich hier stellen, ohne sie nicht durchführbar. Der Gemeinde Birgitz sowie allen Gönnern, Spendern und Freunden des Museums und der Ausgrabungsstätte Hohe Birga gebührt für ihre Unterstützungen ebenfalls ein herzliches Dankeschön! Nicht zuletzt danken wir allen unseren Mitgliedern für ihre Treue und ihr Interesse an der Hohen Birga und dem Rätermuseum. Wir freuen uns, Sie im kommenden Jahr wieder in Birgitz begrüßen zu dürfen und wünschen Ihnen für das kommende Jahr alles Gute!
Dr. Annegret Waldner, Schriftführerin