ZVR-Nr. 124630509
Liebe Vereinsmitglieder!
Der Vorstand des Vereins Archäotop Hohe Birga erlaubt und freut sich, Ihnen eine Zusammenfassung über die geleisteten Aktivitäten rund um das Rätermuseum und die Hohe Birga im Jahr 2024 zukommen lassen zu können.
Archäologische Ausgrabungen 2024
Bei den heurigen Ausgrabungen konnte der Bereich der ältesten, nie abgeschlossenen Ausgrabungen auf der Hohen Birga untersucht werden. Bereits 1938 hatte der gebürtige Südtiroler Prähistoriker Oswald Menghin (1888–1973) eine erste Grabung durchgeführt und auf der obersten Terrasse des Hügels ein großes, langgestrecktes Gebäude freigelegt, das er als „Häuptlingshaus“ deutete. Eine Weiterführung der ursprünglich für mehrere Jahre geplanten Ausgrabungen verhinderte der ausbrechende Zweite Weltkrieg.
Erst über 80 Jahre später wurde an diesem sogenannten Haus I weitergearbeitet: Nachdem bereits im Sommer 2022 einzelne Mauerzüge entdeckt werden konnten, die wohl von diesem Gebäude stammten, wurden heuer umfangreichere Untersuchungen durchgeführt. Dabei zeigte sich, dass es sich nicht um ein großes Gebäude handelt. Ganz im Gegenteil kann man davon ausgehen, dass hier mehrere kleinere unmittelbar nebeneinandergestanden sind. Das östlichste dieser Häuser wurde fast vollständig freigelegt. Es konnte durch einen gewinkelten, aus großen Steinen gebildeten Korridor betreten werden. Dieser war ursprünglich mit massiven Steinplatten abgedeckt, von denen eine noch verstürzt im Gang gefunden wurde. Über einen langgezogenen Vorraum kam man in den eigentlichen Innenraum. In diesem fanden sich eine aus flachen Steinen verlegte Herdstelle sowie Reste des originalen Lehmfußbodens. Die Wände der Räume bestanden aus circa 40 cm hohen Steinmauern, auf die ursprüngliche hölzerne Balken verlegt waren. Reste davon konnten in verkohltem Zustand reichlich festgestellt werden.
Die archäologischen Ausgrabungen auf der Hohen Birga in den letzten Jahren zeigen nun eine viel dichtere Bebauung des Hügels als ursprünglich angenommen. Auf der obersten Terrasse liegen mindestens vier, wahrscheinlich sogar fünf Häuser sehr eng nebeneinander, mit einheitlicher Ausrichtung und jeweils Eingängen von Süden. Man könnte somit fast von Reihenhäusern sprechen. Neben Resten verzierter Keramik, einem Webgewicht aus Ton und Fragmenten von farbigen Glasarmreifen wurde auch eine keltische Silbermünze gefunden.
Zur heurigen Grabung kam hoher Besuch: Der Birgitzer Bürgermeister Ing. Markus Haid und Grabungsleiter assoz. Prof. Mag. Dr. Florian Müller konnten die Rektorin der Universität Innsbruck, Univ.-Prof. Dr. Veronika Sexl, sowie den Vizerektor für Forschung, Univ.-Prof. Mag. Dr. Gregor Weihs auf der Hohen Birga begrüßen und ihnen die aktuellen Forschungsergebnisse präsentieren. Diese werden in den nächsten Jahren in enger Zusammenarbeit mit der Gemeinde Birgitz und dem Verein Archäotop Hohe Birga in das für alle Interessierten zugängliche archäologische Freigelände integriert bzw. die Funde im Rätermuseum in Birgitz ausgestellt werden.
Vereinsaktivitäten auf der Hohen Birga
Im April starteten wir mit unserer bereits bewährten Putztruppe die alljährliche Aufräumaktion auf der Hohen Birga. Ein Dankeschön ergeht an Familie Stibernitz und Frau Murer, die den Folder Kasten am Einstieg immer zuverlässig auffüllen und natürlich an Elmar Zeiner, der als „Hügelwart“ unschätzbare Dienste leistet. Ihm und Hazel Zeiner sei auch dieses Jahr für das Abschlussgrillfest nach den Grabungen der Universität Innsbruck gedankt. Die diesjährigen Grabungen zogen viele interessierte Besucher auf die Hohe Birga, die auch anhand des Audioguides ihren Weg suchten.
Zur Wintersonnwende traf sich eine erfreuliche Anzahl von Mitgliedern auf der Hohen Birga, um bei Glühwein, Tee, Zelten und Keksen dieses Arbeitsjahr ausklingen zu lassen.
Vereinsfahrt 2024
Unsere Vereinsfahrt 2024 führte uns unter der schon bewährten Organisation von Peter Lochmann Angang September nach Ulm und in die Vorgeschichte des Allgäus. Nach einer spannenden Stadtführung durch Ulm tauchten wir am zweiten Tag in die Altsteinzeit des Allgäus ein. Die Fahrt nach Blaubeuren in das dortige urgeschichtliche Museum URMO, das Informationszentrum für das UNESCO-Welterbe „Höhlen und Eiszeitkunst der Schwäbischen Alb“ eröffnete uns Einblicke in die Lebenswelt eiszeitlicher Jägerkulturen. Ein weiterer Höhepunkt war der Besuch der Höhle „Hohle Fels“, aufgelistet auf der UNESCO Welterbeliste. Ein Grund für die Ernennung zum Welterbe sind die unglaublichen Funde in diesen Höhlen. Im Jahr 2008 entdeckten Forscherinnen und Forscher bei archäologischen Grabungen im „Hohle Fels“ eine ca. 40.000 Jahre alte plastische Menschendarstellung aus Mammutelfenbein und eine Gänsegeierflöte ähnlichen Alters. Leider befand sich das Museum in Ulm während unseres Besuchs im Umbau, sodass wir von diesem Haus – bis auf den sogenannten Löwenmenschen aus dem Lonetal - nur wenige Eindrücke mit nach Hause nehmen konnten. Hier folgt noch ein Link, der unsere Fahrt eindrücklich wiedergibt:
Unsere Geschichte: Archäologie erleben - Mission Eiszeit - hier anschauen
Der Verein Archäotop Hohe Birga